Montag, 27. Februar 2012

Es ist leicht, über die Idee der Unsterblichkeit zu spotten, wenn man erfüllt ist von dem Gefühl derselben.

Montag, 6. Februar 2012

Es ist zu befürchten, daß man, wenn man einen falschen Weg in der Philosophie einschlägt, den Ausweg nie wieder finden wird.

Dienstag, 31. Januar 2012

Kunst und Religion sind für das mechanistische Regime immer eine Gefahr. Sie drohen die Menschheit wiederherzustellen.

Mittwoch, 9. November 2011

Ohne Kriegsführung, Welteroberung und Massenvernichtung wäre der weltbürgerliche Glaube an Weltfrieden und allgemeine Bruderschaft vermutlich eine beschränkte europäische Erkrankung geblieben.

Sonntag, 6. November 2011

Bei jedem Schritt der gesellschaftspolitischen Befreiungsbewegung entsteht eine Menschenart, die unterdrückungsbedürftiger ist als die vorherige, und so schreitet die Versklavungsbewegung fort.
Daß die bürgerliche Geisteshaltung die Armut und nicht die Entmenschlichung als vordringlich zu beseitigenden Zustand betrachtet, ist ein Zeichen dafür, wie entmenschlicht sie ist, und eine Übertragung seiner eigenen Besessenheit und Befürchtung. Sogar hier im Abendland, wo die Entmenschlichung inmitten eines Überflusses an Gütern gedeiht, wo die Armut kaum zu finden ist, befaßt sich jene Geisteshaltung doch immer noch ständig mit dem Reichtum und dessen Abwesenheit.

Samstag, 29. Oktober 2011

Es ist entsetzlich daran zu denken, wieviel durch Frieden und Wohlstand verlorengegangen ist. Es gibt nun einmal keine Volkstrauertage oder Denkmäler dafür.

Montag, 24. Oktober 2011

Die Erwartung, daß irgendwer auftauchen und das logisch Unmögliche tun wird, ist die Ehrfurcht, die die Vernunftfeindlichkeit dem Erfindergeist bezeigt.
Der Anbruch der Irrationalisten

A: Ist die Natur vernunftbegabt?
B: Aber nein!
A: Ist alles Natur?
B: Aber ja!
A: Dann, mein Freund, ist nichts vernunftbegabt, einschließlich natürlich des Denkens.

Samstag, 22. Oktober 2011

Unser Zeitalter will vor allem nicht die Quellen der Unwissenheit, sondern die des Unglücksgefühles hemmen, einschließlich natürlich des Wissens der eigenen Unwissenheit.

Montag, 17. Oktober 2011

Könnten die Tatsachen ein Pferd kränken, so hätte der Zeitgeist schon entschieden, daß es weder Vollblüter noch Schindmähren gibt, sondern nur Ebenbürtige, und die Hippologie hätte sich mit der Anthropologie zusammengetan, um zu verkünden, der Glaube an Unterschiede sei eine böse und unwissenschaftliche Einbildung.
Die Freisinnigkeit ist so eine schreckliche Verschwendung des Menschseins.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Was dem Menschen als Freiheit verkauft wird, ist der Mensch, entblößt von dem meisten dessen, was ihn zum Menschen macht.
Wenn der Libertäre von dem spricht, was er seine Selbstständigkeit und Selbsturheberschaft nennt, äußert er dasjenige widersinnige Hirngespinst, das als Linderungs- und Ersatzmittel für seine Entfremdung von und Unkenntnis gegenüber der menschlichen Natur dient.

Donnerstag, 29. September 2011

Unsere Freisinnler nehmen ihr geziertes Zartgefühl als Zeichen der sittlichen Vornehmheit. Was für eine Roheit!
Die Nihilisten gehen nicht weit genug: sie stellen das Sein und den Wert ihrer eigenen Gesinnung nicht in Frage.

Mittwoch, 28. September 2011

Außerhalb der Stadtmauern bleibt die Horde nicht mehr und braucht sich nicht mehr auf körperliche Gewaltandrohung zu verlassen. Eingeladen, hereinzukommen, und angespornt, sich durch Worte statt Waffen auszudrücken, ist die Horde bis in die sittlich-geistige Hochburg vorgedrungen, jedem Wort und Begriff Gewalt antuend. Welches Wissensstück, welcher Gedankenturm, welche wohlüberlegte Haltung kann nun von der amok-kommentierenden Horde verschont bleiben? Hier ist ja kein Fortschritt, sondern ein Sturz.

Dienstag, 20. September 2011

Ich frage mich, welcher Anteil dieses in unseren Avantgardisten liegenden kühnen Antriebs, alle Grenzen zu überschreiten, davon herrührt, daß sie zu feige sind, standhaft zu bleiben.
Für ihren dauerhaften Zusammenhalt braucht die Gesellschaft sowohl die einrichtungsmäßige als auch die ausstrahlungskräftige Obrigkeit. Fehlt die erstere, das heißt, wo die Obrigkeit versäumt hat, ihre Wurzeln in Einrichtungen zu senken, wo die Obrigkeit allein durch die Ausstrahlungskraft aufkommt und aus dem Brunnen der Überlieferung nichts Verstärkendes zieht, da vergeht die Obrigkeit mit jedem Besitzer, und daraus gewinnt die Gesellschaft, wie reich an der ausstrahlungskräftigen Obrigkeit sie auch sein mag, keine laufende Pflege, sondern bestenfalls eine Aufeinanderfolge von flüchtigen und unbeständigen Gestaltungen.
  Die ausstrahlungskräftige Obrigkeit verleiht der Gesellschaft Lebenskraft und Persönlichkeit, die einrichtungsmäßige Obrigkeit Tiefe und Standfestigkeit. Die in tiefem und festem Boden gepflanzte Lebenskraft gebiert Früchte, die ungepflanzte Lebenskraft dagegen kann ja wunderhübsch blühen—für einen Tag oder zwei. Keine Gesellschaft vermag zu allen Zeiten die mit der ausstrahlungskräftigen Obrigkeit begabten Menschen hervorzubringen. Es gibt Zeiten, in denen dieses Feld brachliegt, und wenn es auch zu diesen Zeiten wenig oder gar keine einrichtungsmäßige Obrigkeit gibt, so ist die Gesellschaft den freisinningen Gewalten ausgeliefert.
    Ohne Wurzeln in Einrichtungen bleibt die Obrigkeit von der Laune des einzelnen Todes abhängig und dafür anfällig, vom nächsten gegenobrigkeitlichen Sturm umgeworfen zu werden.

Donnerstag, 1. September 2011

Sich vernunftsmäßig daranzusetzen, die Grenzen der Vernunft zu bestimmen, ist wie der Versuch, eine Kerze an die Ränder des von ihrer eigenen Flamme geworfenen Lichtes zu bewegen.